Dienstag, 3. Mai 2016

Kommuniqué zu den Verhaftungen der honduranischen Generalstaatsanwaltschaft im Mord an Berta Cáceres


La Esperanza, Intibucá, 2. Mai 2016 


In Bezug auf das agieren der honduranischen Generalstaatsanwaltschaft fordern wir die unmittelbare Beteiligung einer internationalen unabhängigen Expert*Innenkommission für die Ermittlungen im Mord an unserer Berta.

Die Töchter Olivia, Berta und Laura, der Sohn Salvador Zúniga Cáceres, die Mutter Austra Berta Flores sowie der Rat der Basis- und indigenen Organisationen Honduras COPINH sind Opfer des Mordes an Berta Cáceres. Überraschend haben wir heute morgen die Nachricht erhalten, dass von Seiten der Generalstaatsanwaltschaft und der Technischen Agentur für kriminelle Ermittlungen ATIC Verhaftungen von Personen eingeleitet wurden, die in dieses Verbrechen verwickelt sind.
Die Familie, COPINH, die honduranische Gesellschaft sowie die internationale Gemeinschaft fordern Gerechtigkeit und Wahrheit im Mord an unserer Berta.

 

Da wir von Anfang an aus dem Ermittlungsprozess ausgeschlossen wurden, können wir nicht beurteilen, ob die erfolgten Verhaftungen das Ergebnis gründlicher Sorgfalt sind. Genauso wenig wissen wir, ob sie die intellektuellen Täter auf allen Ebenen einschließen. Allerdings weist die Nachricht der mutmaßlichen Beteiligung von ehemaligen und aktiven Militärangehörigen in Verbindung mit dem Unternehmen DESA darauf hin, dass staatliche Akteure in dem Mord verwickelt sind. Dies muss näher untersucht werden, ist aber schon jetzt ein ausreichender Grund dafür, das Wasserkraftprojekt Agua Zarca endgültig und unverzüglich einzustellen.
Wir bedauern, dass die bisherigen Untersuchungen von Seiten der Staatsanwaltschaft ohne unsere Beteiligung vorangetrieben und nicht einmal unsere Stimmen gehört wurden. Heute, zwei Monate nach dem Mord an unserer Berta, werden wir erneut schikaniert und müssen die Neuigkeiten aus den Medien erfahren statt über Kanäle, die uns laut dem Recht zuständen.
Das Misstrauen, dass wir nach wie vor gegen die Staatsanwaltschaft hegen, rührt aus ihren eigenem Vorgehen, dass wenig transparent ist und uns als Opfer ignoriert. Wenn der Staat wirklich eine gründliche und sorgfältige Untersuchung durchgeführt hätte, basierend auf wissenschaftlichen Proben und im Hinblick auf die ausführenden als auch die im Hintergrund agierenden Täter, würde er heute die Beteiligung einer Interamerikanischen Menschenrechtskomission akzeptieren. In Form einer Gruppe von unabhängigen Expert*Innen würde die Komission das bisherige Vorgehen analysieren und feststellen, ob dieses konform geht mit den internationalen Standards im Hinblick auf Sorgfalt. 
 
Wenn die Staatsanwaltschaft und ihre Vertretung ihre Arbeit auf korrekte Weise erledigt hätten, dürfte sie keine Angst davor haben, dass diese Komission, die die Interamerikanische Komission für Menschenrechte bereits vorgeschlagen hat, ihre Untersuchung unmittelbar beginnt.
Wir suchen nach der Wahrheit und Gerechtigkeit im Mord an unserer Berta, wenn wir das erreichen, gewinnen wir alle.
Berta lebt!
Olivia, Berta, Laura und Salvador Zúniga Cáceres, Austra Berta Flores und der Rat der Basis- und indigenen Organisationen Honduras COPINH mit Unterstützung des Zentrums für Gerechtigkeit und internationales Recht sowie der Breiten Bewegung für Würde und Gerechtigkeit MADJ.